Perfektionismus

Perfektionismus  

– wie er uns am Erfolg hindert

Wir alle kennen diese Zeitgenossen, die scheinbar einfach nicht zur Ruhe kommen, weil es immer noch etwas zu verbessern und zu optimieren gibt. Perfektionisten eben. Dabei ist ein gesundes Maß an hohen Standards und Ansprüchen an sich selbst gar nicht das Problem. Problematisch wird es erst dann, wenn du kein Ende mehr findest und keine Aufgaben mehr abschließen und Deadlines einhalten kannst. Übrigens kann das nicht nur ernste Folgen für dein berufliches Leben haben…

Perfektionismus: Wenn die Ansprüche überhandnehmen

Versteh das nun bitte nicht falsch. Ich möchte kein Plädoyer dafür halten, dass du nun generell deine Ansprüche herunterschraubst und dich mit Dingen zufrieden gibst, die dich nicht glücklich machen. Mit geht es um etwas ganz anderes:

Bei manchen von uns nimmt der Perfektionismus Züge an, die uns letztlich behindern. Denn wenn du dich grundsätzlich nur mit dem bestmöglichen Ergebnis zufrieden gibst, wirst du letztlich nur sehr wenig erreichen. Das ist relativ einleuchtend: Bei nahezu jeder Aufgabe, gibt es immer noch etwas zu verbessern und zu optimieren. Mal könntest du in die Präsentation für den Kunden noch aktuellere Bilder oder Zahlen einbauen, ein andermal könnte die neue Software noch etwas schlanker und schneller gemacht werden.

Übertriebener Perfektionismus blockiert uns

Dein Anspruch in allen Ehren. Aber schauen wir uns einmal genauer an, was er dir bringt und was du letztlich davon hast. Vermutlich hast du bei übertriebenem Perfektionismus Probleme damit, Absprachen einzuhalten. Da du mit dem Ergebnis deiner Arbeit nie zufrieden bist und grundsätzlich Verbesserungsbedarf siehst, kommst du nur selten zu einem Ende. In der Arbeitswelt müssen aber bestimmte Termine eingehalten werden. Besonders dann, wenn deine Kollegen auf deine Arbeit warten, um das Projekt weiter vorantreiben zu können.

Das führt zu einer ganzen Menge Stress und Druck. Du bist mit deiner Arbeit noch nicht zufrieden, weil sie noch nicht perfekt ist. Auf der anderen Seiten musst du aber liefern, damit es weitergehen kann. Das hat Folgen.

Streben nach Vollkommenheit hält dich vom Erfolg ab

Zum einen sind da die ganz offensichtlichen Folgen: Deine Kollegen werden vermutlich nicht mehr allzu gerne mit dir zusammenarbeiten. Wenn sie immer darauf warten müssen, dass du mit deiner Arbeit endlich fertig wirst und sie dich mehrmals auffordern müssen, endlich zu einem Ende zu kommen, werden sie über kurz oder lang relativ genervt von dir sein.

Wenn du aber schon unter den Kollegen ein schlechtes Standing hast, stehen die Chancen auf eine Beförderung äußerst schlecht. Welcher Chef ernennt schon einen Mitarbeiter zur Führungskraft, der oder die Probleme damit hat, Deadlines einzuhalten und noch dazu von den übrigen Kollegen gemieden wird? Eben.

Aber auch dann wenn du dein eigener Boss bist, ist übertriebener Perfektionismus ein Garant dafür, dass du langfristig keinen Erfolg haben wirst. Entweder wirst du deine Kunden und Auftraggeber verlieren, weil du die Arbeit nie zum versprochenen Zeitpunkt ablieferst oder deshalb, weil deine Rechnungen exorbitant hoch sind. Stellst du nämlich jede aufgewendete Stunde deinen Auftraggebern in Rechnung, werden sie sich vermutlich schnell nach einem Konkurrenten umsehen, der schneller und damit günstiger arbeitet.

Solltest du jedoch selbst einsehen, dass du für Tätigkeiten, die andere innerhalb einer oder zwei Stunden erledigen, keinen ganzen Arbeitstag berechnen kannst, muss auch das nicht unbedingt gut ausgehen. Vermutlich brauchst du nämlich tatsächlich den gesamten Arbeitstag, oder noch länger, um die Arbeit zu erledigen. Stellst du aber nur zwei Stunden in Rechnung, wirst du letztlich viel zu wenig Geld verdienen, um davon leben zu können.

So oder so, wenn der Perfektionismus überhandnimmt, wird er dich am Erfolg hindern. Denn Vollkommenheit wirst du nicht erreichen

Verschiedene Arten des Vollkommenheitsstrebens

Das bedeutet nun aber nicht, dass du in Zukunft deinem Vorgesetzten oder Auftraggeber grundsätzlich nur Halbgares präsentieren solltest. Natürlich geht es vor allem im beruflichen Umfeld darum, die bestmögliche Arbeit abzuliefern – gar nicht so einfach, wenn du ich gleichzeitig zeitlich einschränken musst.

Mit anderen Worten, du musst täglich versuchen, zwischen noch angebrachtem und übertriebenem Perfektionismus zu unterscheiden. Denn ein gesundes Maß an Perfektionismus ist durchaus wünschenswert da es uns dabei hilft, beruflich voranzukommen.

Das hängt übrigens auch von der Branche ab, in der du arbeitest. Natürlich kann ein Chirurg während einer fünfstündigen Operation nicht nach drei Stunden das Messer hinlegen und sich mit dem Ergebnis zufrieden geben. Manche Berufe verlangen ein höheres Maß an Perfektion als andere. Ein hohes Qualitätsbewusstsein und Korrektheit zählt natürlich auch in vielen anderen Jobs. Allerdings kommt es immer auf die Ausprägung an.

Korrektheit ja, unrealistische Ansprüche nein

Natürlich helfen dir die Eigenschaften, die häufig mit dem Streben nach Perfektionismus einhergehen dabei, beruflich erfolgreich zu sein. Viele Vorgesetzte sehen es gerne, wenn Mitarbeiter sich richtig ins Zeug legen, um die bestmögliche Arbeit abzuliefern. Und natürlich sind auch Auftraggeber mehr als zufrieden, wenn du für wenig Geld absolut hochkarätige Arbeit machst. Aber eben nur, solange du es nicht übertreibst.

Wenn dein beruflicher (und auch privater) Alltag nur noch daraus besteht, dich ständig zu fragen, ob es nicht vielleicht noch etwas besser geht, solltest du dringend innehalten.

Noch schlimmer wird es, wenn du dich als Versager fühlst, weil deine Arbeit nicht perfekt ist (was sie vermutlich nur selten sein wird) und du Angst vor Ablehnung hast. Kurzum, wenn du glaubst, nur dann etwas wert zu sein, wenn du perfekte Arbeit ablieferst, hast du die Grenze zum pathologischen Perfektionismus bereits überschritten. Dann hindert dich dein Perfektionismus nicht nur daran, nicht erfolgreich zu sein, sondern schadet sogar deiner Gesundheit.

Häufige Folgen sind Stress, erhöhter Blutdruck, meist Störungen im Hormonhaushalt, Einschlaf- und Durchschlafprobleme und letztlich der gefürchtete Burnout.

Lass es nicht soweit kommen! Bevor übertriebenes Streben nach Perfektion dich krank macht, solltest du etwas ändern – und ich hoffe, dass ich dir dabei helfen kann. Mein Tipp: Mach dir klar, dass du für die meisten Arbeiten nur 80 Prozent deiner Energie benötigst, damit sie trotzdem gut werden. Häufig verzetteln wir uns in Dingen, die am Ende kaum einen Unterschied machen. Das macht unnötig Druck und belastet dich und deine Familie. Ein Ausweg aus der Misere: Finde heraus, was du wirklich willst. Überzogener Perfektionismus kann nämlich auch daher kommen, dass du mit deiner beruflichen und/oder privaten Situation unzufrieden bist. Er ist dann eine sogenannte Bewältigungsstrategie , die dich deine Unzufriedenheit vergessen machen soll.

Die gute Nachricht: Auf diesen Seiten kannst du erfahren, was du dagegen tun kannst.